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13. Oktober 2020

#Politik : Meinungsbildung durch Social Media?

Ein Grossteil von uns nutzen soziale Plattformen täglich. Dazu gehören auch Politiker_innen und Parteien. Die Informationen, welche wir dabei von politischen Akteuren auf Social Media konsumieren, unterscheiden sich jedoch von den News in typischen Informationsmedien wie Zeitungen oder Online-Newsportalen. Doch welche Infos braucht es für eine objektive und ausgewogene Meinungsbildung? Auf sozialen Netzwerken werden Nutzer_innen oft mit subjektiven, praktisch ungefilterten Aussagen konfrontiert. Für viele bedeutet dies, dass man so eigene Meinungen deutlich schwieriger objektiv bilden kann. Inwiefern Social Media hilfreich sein kann und wann Inhalte mit Vorsicht zu geniessen sind, kannst du in diesem Blogpost herausfinden.

Soziale Netzwerke wie Instagram, Twitter, TikTok und ähnliches begleiten uns durch unser alltägliches Leben. 90 Prozent der Schweizer Jugendlichen nutzen Social Media täglich oder mehrmals pro Woche. Neben unterhaltenden Inhalten findet man natürlich auch immer wieder News auf den  einfach zugänglichen Plattformen. Sie sind oftmals der Ort, an welchem unter anderem auch Jugendliche und jüngere Erwachsene Informationen konsumieren. Auch Politiker_innen und Parteien nutzen die sozialen Netzwerke, um potenzielle Wählende zu erreichen und anzusprechen.

Anders als bei herkömmlichen Medien finden wir auf den gängigen Social Media-Seiten weniger bis gar keine sogenannten Gatekeeper. Dies sind Individuen oder Gruppen, welche in einem Medium bis zu einem gewissen Grade bestimmen können, was und vor allem wie Inhalte publiziert werden. In klassischen Medien kann das beispielsweise ein Journalist oder eine Redakteurin sein. Diese Situation finden wir in den sozialen Medien in den meisten Fällen nicht vor. Somit können Nutzer_innen direkt und mehr oder weniger ungefiltert Personen ansprechen.

Wie beeinflusst dies nun politische Informationen? Da die Aussagen direkt von Politiker_innen oder Parteien stammen können, besteht auf der einen Seite die Möglichkeit, diese unveränderten und somit transparenten Aussagen selbst zu beurteilen. Auf der anderen Seite hingegen können sich durch den fehlenden Fakten-Check auch Falschinformationen oder Manipulationen in die Aussagen einschleichen.
Discuss it hat sich deshalb gefragt: Wie soll man mit politischen Inhalten auf Social Media umgehen?

Objektivität und Subjektivität: Teile der Politik

Meinungen sind von Natur aus subjektiv. Und Meinungen gehören zur Politik. Auch dazu gehören Fakten, die die Meinungen stützen sollen und welche neben den subjektiven Denkweisen die Grundlage von Argumenten in Diskussionen bilden. Hierbei gilt zu beachten: Gerade wahr klingende Aussagen, welche mit subjektiven Meinungen gemischt werden, beinhalten oft schwer überprüfbare Fakten.

Wenn es sich also um faktisch klingende Behauptungen handelt, lohnt es sich, objektivere Quellen heranzuziehen. Neben offiziellen Seiten gehören da beispielsweise renommierte Zeitungen und Online-Newsportale dazu. Denn dort werden politische Aussagen und Fakten von Journalist_innen überprüft. Auch hier gilt jedoch zu beachten, dass es auch da keine absolute Objektivität gibt. Denn auch Zeitungen, Redakteur_innen und Textsorten können trotz ihres Objektivitätsanspruchs subjektiv gefärbt sein.

Um also ein möglichst ausgewogenes und objektives Bild zu erhalten, hilft es, Beiträge auf sozialen Netzwerken mit anderen Quellen zu vergleichen. Subjektive Meinungen und Aussagen können hierbei als Startpunkt angesehen werden. So können emotional aufgeladene Posts Interesse an einem gewissen Thema wecken, über welches man sich selbst weiter informieren kann. Die Nutzung von Social Media und darin angerissene politische Diskussionen können sich demnach äusserst positiv auf einen umfassenden Meinungsbildungsprozess auswirken.

Alle sind der gleichen Meinung – in der eigenen Blase

Die viel untersuchte Theorie der sogenannten Filter Bubble besagt, dass man sich im Netz in einer eigenen Blase befinde, in welcher man nur mit gleichen oder ähnlichen Meinungen konfrontiert werde. Politik lebt aber von der Diskussion, den Auseinandersetzungen, unterschiedlichen Meinungen – und auch davon, dass man seine eigene Meinung ändern kann, wenn ein anderes Argument überzeugender erscheint. Sieht man jedoch immer nur ähnliche Inhalte, wird die eigene Meinung eher bestätigt, als infrage gestellt.

Gerade soziale Netzwerke arbeiten mit Algorithmen, welche bewirken, dass den Nutzer_innen Inhalte gezeigt werden, welche auf ihre Interessen abgestimmt sind. Wer hat nicht schon erlebt, dass man nach einem Konsumgut gegoogelt hat und dieses zwei Minuten später als Werbung in den eigenen sozialen Plattformen angezeigt bekam?

Auf Basis dieser Erkenntnis stellt sich die Frage, wie sich diese Algorithmen auf die politische Meinungsbildung und den Diskurs auswirken. Doch das Verständnis und das grundsätzliche Wissen über das Vorhandensein von Algorithmen kann schon vieles verändern. So wird klar, dass auf sozialen Plattformen nicht alle Meinungen für jede_n gleich ausgeprägt abgebildet werden. Sich dessen bewusst zu sein, ist im Umgang mit politischen Informationen auf Social Media essentiell.

Politiker_innen auf Facebook & Co. kennenlernen

Neben Parteien haben oftmals auch Politiker_innen selbst öffentliche Profile auf sozialen Netzwerken. Zumeist findet man politische Akteure auf Facebook und/oder Twitter. Ein nicht-schweizerisches Paradebeispiel dafür ist der amtierende US-Präsident Donald Trump, der für seine Stimmungsmache im Netz bekannt ist.

Vor allem vor und nach Wahlen werden die Profile einzelner im öffentlichen Leben stehender Persönlichkeiten auch mal genauer unter die Lupe genommen. Ein Überprüfen des Social Media Accounts liegt da nahe. Denn so kann man ohne grossen Aufwand einiges über eine Person und ihre Einstellung herausfinden. Trotzdem sind solche Einblicke aber eher eingeschränkt und hängen ausserdem stark von der Kompetenz ab, anhand derer Politiker_innen auf Social Media Einblick in ihr Leben und ihre Einstellungen gewähren.

Um über die aktuellen Themen hinauszublicken, können externe Websites helfen. Smartvote beispielsweise gibt anhand der Erstellung einer sogenannten Smartspider Nutzer_innen die Möglichkeit, anhand von Fragen kandidierende Politiker_innen zu finden, welche mit der eigenen Meinung am ehesten übereinstimmen. Neben Aktualitäten, welche von Politiker_innen auf Social Media diskutiert werden, finden sich da ihre Meinungen zu allen grösseren politischen Themengebieten.

Social Media als zusätzliche Quelle

Die sozialen Netzwerke bringen grosse Vorteile mit sich. Man findet schnelle, ungefilterte Informationen direkt von Politiker_innen und Parteien. Der emotionale Kommunikationsstil bringt viel Gesprächs- und Denkstoff mit sich und sorgt oft auch für angeregte Diskussionen. Und vor allem: Die Informationen finden sich genau dort, wo man sowieso schon viel Zeit verbringt – auf Social Media.

Dennoch: Objektivität ist generell gerade beim Thema Politik heikel und schwierig zu erreichen. Ob bewusst oder unbewusst ist es bei emotionalen und stark umstrittenen Themen schwierig, diese neutral wiederzugeben. Speziell auf Social Media, wo kein klassischer Gatekeeper vorhanden ist, lohnt es sich deshalb, Aussagen zu hinterfragen und Fakten mit weiteren Quellen zu überprüfen.

Und: Bei der persönlichen Meinungsbildung ist es so oder so essentiell und hilfreich, mehrere Informationsquellen zu konsultieren. Subjektiv geprägte Quellen, wie die sozialen Medien, können einem einen sehr grossen Einblick bieten und verbunden mit anderen Medien eine gute Grundlage zur Bildung der eigenen Meinung ergeben.
Und falls mal keine ausgewogenen Infos mehr im Netz zu finden sind, kann man sich auch gut und gerne einmal quer durch den Discuss it-Blog lesen.

Erstellt von Xenia Müller