Im Doppelpack: Steckbrief der beiden Agrar-Initiativen
Am 13. Juni geht es gleich doppelt um die Landwirtschaft! An diesem Tag stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung nämlich über zwei Initiativen ab, die den Einsatz von Pestiziden im Agrarsektor betreffen. Discuss it hat mit Kilian Baumann (Grüne BE) und Martin Rufer (Schweizer Bauernverband) über die beiden Initiativen diskutiert. Im heutigen Blog fassen wir die wichtigsten Punkte der Vorlagen im Doppelpack für euch zusammen.
«Für sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung – Keine Subventionen für den Pestizid- und den prophylaktischen Antibiotika-Einsatz» und «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» lauten die langen Namen von zwei der fünf Vorlagen, über welche die Schweizer:innen am 13. Juni abstimmen. Beide Initiativen wollen, dass in der Schweizer Landwirtschaft künftig keine oder zumindest weniger Pestizide verwendet werden. Pestizide werden von den Landwirt:innen im Moment eingesetzt, um unerwünschte Schädlinge wie Insekten zu bekämpfen. Um die Schweiz pestizidfrei zu machen, haben die beiden Initiativen aber zwei ganz unterschiedliche Herangehensweisen.
Worum es in den Initiativen geht
Die erste Initiative wird umgangssprachlich oft Trinkwasser-Initiative genannt. Sie will, dass Direktzahlungen (Gelder, welche die Schweizer Bauernbetriebe vom Bund erhalten) an drei neue Bedingungen geknüpft werden. Künftig sollen nur noch Bauernbetriebe Direktzahlungen erhalten, die 1. keine Pestizide einsetzen, 2. auf den regelmässigen Einsatz von Antibiotika bei ihren Tieren verzichten und 3. nur so viele Tiere auf dem Hof haben, wie sie mit selbst angebautem Futter füttern können. Wenn ein Betrieb diese drei Punkte nicht erfüllt, soll er künftig kein Geld mehr vom Bund erhalten.
Die Pestizidverbot-Initiative will den Landwirt:innen den Einsatz von synthetischen Pestiziden hingegen komplett verbieten. Ausserdem sollen auch Lebensmittel, die im Ausland mit Pestiziden produziert worden sind oder Pestizide enthalten, nicht mehr in die Schweiz importiert werden dürfen. Dieses Verbot soll nach spätestens zehn Jahren in Kraft treten.
Das sagen die Befürwortenden
Die beiden Initiativen wurden vor allem deshalb eingereicht, da Pestizide der Umwelt und der Gesundheit der Menschen schaden sollen. «Sehr viele Menschen in der Bevölkerung haben bemerkt, dass es Probleme gibt, die wir in der Landwirtschaft haben. Zum Beispiel kommt es zu einem Artensterben durch den hohen Insektizid- und Fungizid-Einsatz, es gibt eine Trinkwasserverschmutzung und unsere Ökosysteme sind belastet», so Kilian Baumann (Grüne, BE) im Gespräch mit Discuss it.
Kurz gesagt: Die Pestizide würden Insekten und Pflanzen abtöten, sodass die biologische Vielfalt verlorengehe. Das sei schlecht für das Schweizer Ökosystem. Ausserdem können Pestizide über den Boden ins Trinkwasser gelangen und sie befänden sich auch in den Lebensmitteln, bei deren Produktion sie eingesetzt wurden. Die Pestizide stellen gemäss den Initiant:innen somit für die Menschen in der Schweiz ein Gesundheitsrisiko dar.
Das sagen die Gegner:innen
Die Gegner:innen der Vorlagen finden, dass die Initiativen zu weit gehen. So sagt Martin Rufer (Direktor Schweizer Bauernverband): «Die Auswirkungen der Initiativen sind extrem. Mit ihnen würde die Produktion von Schweizer Lebensmitteln um etwa 30 Prozent zurückgehen. Das hätte zur Folge, dass die Preise für Schweizer Lebensmittel steigen, aber auch, dass viel mehr Lebensmittel aus anderen Staaten importiert werden müssen. Dort gelten teilweise geringere Öko-Standards als in der Schweiz. Die Initiativen führen also insgesamt nicht zu einer ökologischen Landwirtschaft, sondern verschlimmern die Probleme im Ausland.»
Die Gegner:innen fürchten also, dass in der Schweiz ohne Pestizide nicht genügend Lebensmittel hergestellt werden können, da die Pflanzen nicht mehr vor Schädlingen geschützt wären. Und sie glauben, dass sich die ökologischen Probleme durch die Initiativen bloss in andere Länder verschieben. Zudem finden sie, dass die Schweiz auch ohne diese Initiativen immer ökologischer werde. Beispielsweise hat das Parlament letzten März ein neues Gesetz verabschiedet, das die Risiken von Pestiziden im Grundwasser vermindern soll.
Das sagen Bundesrat, Parlament und die Parteien
Bundesrat und Parlament empfehlen, beide Initiativen abzulehnen. Die Vorlagen sind sowohl im National- als auch im Ständerat von einer Mehrheit der Politiker:innen abgelehnt worden. Befürwortende der Vorlagen sind in beiden Fällen die SP, die Grünen und die EVP. Die GLP hat sich für die Trinkwasser-Initiative ausgesprochen, bei der Pestizid-Initiative aber Stimmfreigabe beschlossen. Die Gegner:innen sind bei beiden Initiativen die SVP, die FDP, die Mitte und die EDU. In der ersten Gfs-Umfrage geniessen beide Initiativen eine knappe Zustimmung der Bevölkerung – der Vorsprung ist aber klein.
Und was sagst du?
Soll der Einsatz von synthetischen Pestiziden in der Schweiz künftig reduziert oder gar verboten werden? Oder sind die Initiativen unnötig und schaden sogar der Wirtschaft und der Umwelt? Sag uns deine Meinung in den Kommentaren!
Alle Aussagen der in diesem Artikel vorkommenden Personen findest du im Video über diesem Beitrag.
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