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19. Juli 2022

Glücksspiel: Wo die Grenzen der Legalität liegen

Hast du schon mal am Kiosk ein Rubbellos gekauft? Eine private Pokerrunde veranstaltet? Oder online um Geld gespielt? Discuss it hat für dich nachgeforscht, welche Regeln in der Schweiz beim Glücksspiel gelten.

Tausende Schweizerinnen und Schweizer sind gerade im Euromillions-Fieber. Es liegt so viel Geld wie noch nie im Jackpot: 230 Millionen Euro. Auch wenn die Chance, den Jackpot zu knacken, bei nur rund 1 zu 140 Millionen liegt: Die Aussicht auf den ganz grossen Gewinn verlockt viele Leute zum Glücksspiel. Doch das Glücksspiel hat auch seine Schattenseiten – es birgt etwa ein hohes Suchtrisiko und ist deshalb ziemlich stark reglementiert. Das führt in der Politik immer wieder zu Debatten darüber, wo die Grenzen der Legalität dieser Spiele liegen sollen.

Die Hälfte der Schweizer Bevölkerung spielt regelmässig um Geld, in der Romandie sogar noch leicht mehr als in der Deutschschweiz. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Vergleichsdienstes «Moneyland» von 2021. Lotto und Glückslose sind dabei am beliebtesten. Demnach spielt ein Drittel regelmässig Lotto – also wöchentlich bis mehrmals pro Jahr. Männer spielen laut der Studie «merklich eher» um Geld als Frauen. Von den Frauen gab nur jede Vierte an, dass sie regelmässig Lottoscheine oder Glückslose kauft.

Auch spannend: Gemäss der Moneyland-Studie spielen Personen öfter, wenn sie viel Geld besitzen. Wer zwischen 500’000 und einer Million Franken besitzt, gab besonders oft an, regelmässig um Geld zu spielen – vor allem im Lotto.

Formen von Glücksspiel und wie sie gesetzlich geregelt sind

Schauen wir uns einmal an, wie Glücksspiele bzw. Geldspiele im Schweizer Gesetz definiert sind. Darunter fallen «Spiele, bei denen gegen Leistung eines geldwerten Einsatzes ein Geldgewinn oder ein anderer geldwerter Vorteil in Aussicht steht». Sie werden in drei grössere Kategorien eingeteilt:

– Spiele in Casinos und Spielbanken (z.B. Roulette, Black Jack, Poker)

– Lotterien und Wetten (z.B. Zahlenlotto, Rubbellose)

– Kleinspiele (z.B. kleine Pokerturniere oder lokale Sportwetten)

Die Regeln für Glücksspiele sind seit 2019 im Geldspielgesetz festgelegt. Die Schweizer Stimmbevölkerung sagte 2018 deutlich Ja zum Gesetz, mit dem neu etwa Online-Glücksspiele bei Schweizer Casino erlaubt sind, aber auch besser gegen illegales Glücksspiel vorgegangen werden kann. Doch keine Sorge, wenn du gerade eine Pokerrunde unter Freund:innen planst – Geldspiele «im privaten Kreis» unterliegen nicht dem Geldspielgesetz und sind legal, solange Einsatz und Gewinn tief sind. Im Allgemeinen gilt jedoch: Wer ein Casino betreiben oder Geldspiele durchführen will, braucht eine Bewilligung (Konzession). Der Bundesrat legt die Anzahl der Konzessionen fest und vergibt diese für eine Dauer von zwanzig Jahren. In der Schweiz besitzen aktuell 21 sogenannte Spielbanken eine Konzession, 11 davon auch für Online-Geldspiele.

Den Spielbanken schaut die Eidgenössische Spielbankenkommission (ESBK) auf die Finger. Ihre Aufgabe ist es, die Casinos zu überwachen und illegales Glücksspiel zu bekämpfen. So kann sie etwa eine Sperre von illegalen Spiel-Websites (z.B. Internetseiten von ausländischen Casinos) bewirken oder die Strafverfolgung von Personen einleiten, welche ohne Bewilligung Glücksspiele veranstalten.

Etwa 2,8 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer haben ein risikoreiches Spielverhalten (Stand 2017). Zu diesem Schluss kommt eine Studie im Auftrag der Eidgenössischen Spielbankenkommission und der interkantonalen Lotterie- und Wettkommission. Bei 0,2 Prozent ist das Spielverhalten pathologisch, sie sind also glücksspielsüchtig. Bei international angebotenen Online-Spielen zeigt sich eine besonders hohe Rate an risikoreich bzw. pathologisch Spielenden (22,1 Prozent). Die Zahlen entsprechen laut der Studie in etwa dem internationalen Durchschnitt.

Spielsuchtgefährdete oder davon betroffene Menschen sowie deren Angehörige finden in der Schweiz Hilfe bei Sucht Schweiz, bei Spielen ohne Sucht oder bei regionalen Suchtberatungsstellen.

Was mit Glücksspiel-Gewinnen passiert

Die Spielbankenkommission erhebt auch die Abgaben an Bund und Kantone, welche die Casinos leisten müssen. Diese messen sich am Gewinn, den die Casinos erzielen. 2021 haben die Schweizer Casinos rund 406 Millionen Franken erwirtschaftet, davon mussten sie 250 Millionen Franken an den Bund zahlen. Das Geld kommt der Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (AHV) zugute. Weitere 26 Millionen Franken flossen an die Kantone.

Privatpersonen, die im Glücksspiel gewinnen, dürfen sich freuen: Nicht in jedem Fall müssen sie ihren Gewinn mit dem Staat teilen. Alle Gewinne, die unter einer Million Franken liegen, sind steuerbefreit. Ebenso Gewinne im Casino, aus Kleinlotterien (wie Tombolas, lokalen Sportwetten oder kleinen Pokerturnieren) und Gewinne aus ausländischen Geldspielen. Auf Gewinne aus Online-Spielen oder Lotterien, die über einer Million Franken liegen, wird jedoch die sogenannte Verrechnungssteuer von 35 Prozent fällig. Gut zu wissen: Auch Gewinne aus illegalem Glücksspiel unterliegen der Verrechnungssteuer. 

Darf ich als Minderjährige:r an Glücksspielen teilnehmen?

Im Geldspielgesetz steht explizit, Minderjährige seien «besonders vor den Gefahren der Geldspiele zu schützen». So sind Glücksspiele in der Schweiz meist erst ab 18 Jahren legal. Sowohl in den Casinos, bei Lotterien als auch an Online-Glücksspielen dürfen Minderjährige nicht teilnehmen. Die Lotterien der Schweiz setzen freiwillig das Mindestalter von 18 Jahren durch. Andere Spiele (z.B. Rubellose) sind teilweise auch schon ab 16 Jahren erlaubt. 

Spielst du selbst Glücksspiele? Findest du den konsequenten Jugendschutz gerechtfertigt? Bist du schon in Kontakt mit Spielsucht gekommen? Lass es uns in den Kommentaren wissen.

Erstellt von Ann-Kathrin Amstutz