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21. April 2021

Wird die Stimme der Jugend ignoriert?

«Aufstand der Jugend» nannte SRF die Ausschreitungen vom 2. April 2021 in St. Gallen. Hunderte Jugendliche trafen sich in der Ostschweizer Stadt um ihrem Frust freien Lauf zu lassen. Die Polizei schritt ein. Dieser sogenannte «Aufstand» ging quer durch alle Schweizer Medien und führte zu einigen Diskussionen. Viele Jungpolitiker_innen fordern mehr Mitspracherecht für Jugendliche bei den Corona-Massnahmen. Braucht es mehr junge Stimmen, wenn es um die Massnahmen geht? Und wie sollen diese aussehen? So wie in St. Gallen? Discuss it fasst die Stimmen zusammen.

Seit rund einem Jahr leben wir alle mit verschiedenen Corona-Massnahmen. Veranstaltungen, gastronomische Betriebe, Sportanlässe und vieles mehr – fast alles gibt es, mit Unterbrechungen, seit letztem März nicht mehr, oder zumindest nicht mehr in gewohnter Weise. Diese einschneidenden Beschränkungen sind zwar einerseits durch die Corona-Pandemie berechtigt, sind aber andererseits eine enorme Belastung für die Bürger_innen. Speziell Jugendliche, welche es sich gewohnt sind, beispielsweise ins Fussballtraining zu gehen, Abends die Freunde in einer Bar zu treffen und an Konzerte und Festivals zu gehen, scheinen stark unter den Einschränkungen zu leiden. Nicht alle scheinen mit dem Fehlen dieser Freizeitangebote und der Abwesenheit sozialer Kontakte gleich gut umgehen und auf diese verzichten zu können.

Dies sah man an den Ausschreitungen in St. Gallen vom 2. April 2021. Hunderte Jugendliche trafen sich in der Stadt und feierten – viele entgegen den geltenden Corona-Regeln. Jedoch hatte es auch Teilnehmende, welche nicht nur zum Feiern da waren. Molotow Cocktails, Sachbeschädigungen, Beleidigungen gegen die Polizei – ein Teil der jungen Erwachsenen randalierten. Auch wegen den Corona-Massnahmen. «Wenigstens läuft mal wieder was», meinte ein 17-Jähriger zum Ostschweizer Medium FM1Today.

Die Vorkommnisse in der Ostschweizer Stadt lösten heftige Reaktionen aus. Einerseits bezüglich der illegalen Tätigkeiten, andererseits aber auch bezüglich der Gründe der Ausschreitungen. Schweizer Jugendliche scheinen mit den Corona-Massnahmen nicht mehr so gut umgehen zu können wie vor einem Jahr. Eine Reihe von Jungpolitiker_innen sehen das Problem darin, dass die Jugend wenig bis gar kein Mitspracherecht an den Massnahmen hat. Sie werde aussen vor gelassen. Die Junge SVP verteidigt die Aktionen gar gegenüber Blick. Andere, wie Sarah Bünter, Präsidentin der Jungen Mitte Schweiz, sprechen sich klar gegen die Ausschreitungen aus, und betonen andere Wege, politischen Einfluss auszuüben.

«Ich schäme mich für euch»

Gemäss Sarah Bünter seien die Ausschreitungen nicht der richtige Weg um auf die Forderungen der Jugendlichen aufmerksam zu machen. Die Jungpolitikerin verurteilte die Randalierer deutlich auf Twitter: «Ich schäme mich für euch», schrieb sie. Vielmehr sollen die Anliegen via Jungparteien und Kommissionen an den Bundesrat gebracht werden. So wie in einem Brief an den Bundesrat durch die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur (kurz WBK-N).

Man solle mit den Jungen «an den Tisch sitzen» und ihnen zuzuhören. Das sagt Ronja Jansen, Präsidentin Juso Schweiz, in der SRF-Arena vom 9. April 2021. Was für Möglichkeiten gäbe es, die Massnahmen aufrecht zu erhalten und ihnen trotzdem einige Freiheiten zuzusprechen? Neben der Juso haben vier weitere Jungparteien (die Junge Mitte, die Jungen Grünen, die Jungen Grünliberalen und die jevp) einen zusätzlichen Brief verfasst und unterschrieben, welcher fordert, dass die Anliegen und Forderungen von Jugendlichen mit Hilfe eines Beirats in die weiteren Entscheidungen in Bezug auf Corona-Massnahmen einfliessen.

«Wir müssen öffnen, um den Jugendlichen den Nährboden für solche Ausschreitungen zu nehmen.»

Dies sagt Andreas Gerber, Vize-Präsident Junge SVP, ebenfalls in der SRF-Arena vom 9. April. Die Junge SVP ist eine der Jungparteien, welche den Brief mit der Forderung, die Jugend mehr einzubinden, nicht unterschrieben hat. Die Parteien, welche den Vorstoss gemacht haben, hätten sich in den letzten paar Monaten nie für Lockerungen eingesetzt und werden das Gerbers Meinung nach auch weiterhin nicht tun. Der eingeschlagene Weg – ohne Lockerungen – sei nicht der richtige Weg.

Ist also ein radikales Öffnen der einzige Weg? Die unterschiedlichen Meinungen der Jungparteien zeigen, dass man die Jugend nicht in einen Topf werfen kann. Für gewisse Jugendliche wäre ein Öffnen wohl das Ziel – für andere hingegen nicht. 

Wie das also auch bei anderen Themen der Fall ist: Ein vollständiges Abbilden aller Meinungen ist immer schwierig. Ein Weg dazu sind für Jugendliche die Jungparteien, Vereine und ähnliches. Sich so zu engagieren, damit die Anliegen weitergezogen werden, ist auf jeden Fall konstruktiver als illegale Krawalle.

Solidarität für die Alten, Solidarität für die Jungen

Schliesslich leidet die ganze Bevölkerung unter den Massnahmen – und dabei geht es auch den Jugendlichen nicht nur um Partys. Wir leben nun seit über einem Jahr mit dieser globalen Pandemie. Gewisse Massnahmen treffen unterschiedliche Altersgruppen stärker und nicht alle Gruppen sind gleich gefährdet durch die Krankheit. Dies bedingt ständige Abwägungen, die nicht immer leicht zu machen sind.

Dass jedoch unterschiedliche Bevölkerungsgruppen mehr oder weniger unter den momentanen Zuständen leiden, ist uns allen bewusst. Dies fordert eine Solidarität, nicht nur für die Risikopatienten, sondern eben auch für Junge.

Auch Discuss it erhofft sich, dass die Jugendlichen mehr in die Entscheidungen einbezogen werden. Dafür braucht es aber auch den richtigen Einsatz von jungen Menschen selbst. Engagiert euch, diskutiert und setzt euch für eure Anliegen ein!

Erstellt von Xenia Müller